ornamental structures
7. 9. – 5.10.2014 – Kuratorin der Ausstellung Dr. Lida von Mengden –
Infotext:
Etwa seit der Jahrtausendwende ist in der bildenden Kunst, im Design und in der Architektur der westlichen Industrieländer eine erneute Hinwendung zum Ornament festzustellen. Das erscheint überraschend, war doch das 20. Jahrhundert in diesen Ländern von einer weitgehenden Ornamentlosigkeit geprägt. Stattdessen kam es u.a. ausgelöst durch das Bauhaus und sein künstlerisches Programm zu einer Neuorientierung mit der Entwicklung von abstrakter und konkreter Kunst.
In der gegenwärtigen Aneignung bzw. im Rückgriff auf ornamentale Strukturen zeichnet sich ein neuer Umgang mit dem Ornament ab: die strenge Ordnung traditioneller Ornamentik wird heute vielfach gebrochen, Ornamentformen kritisch oder ironisch eingesetzt. Die Verwendung von Ornamenten folgt heute somit stilistischen Prinzipien des 20. Jahrhunderts, u.a. dem Zitat, der Collage, der Dekonstruktion, dem Cross-Over. In einigen Positionen lässt sich der Einfluss außereuropäischer Kulturen erkennen, deren ornamentale Traditionen noch lebendig sind, in anderen zeigt sich der Einfluss heutiger Medientechnologie, die in seriellen Strukturen, u.ä. und Software-Programmen eine neue Ornamentik entwickelt.
Ornamentale Strukturen sind Ordnungssysteme, die auch in der Vergangenheit keineswegs ausschließlich der Dekoration dienten. Vielmehr zeichnen sie sich durch Ambivalenz aus: hinter der verführerisch dekorativen Oberfläche verbirgt sich eine rigide Ordnung, die alles ihrem Takt unterwirft und in ihren Bann zieht. So versteht man, warum sich das Ornament zugleich zur Repräsentation und als Machtinstrument eignet: in der Flächenorganisation des Ornaments und seiner Dynamik steckt sowohl ein tänzerischer Rhythmus als auch der Marschschritt der Soldaten.
Das Dekorative und die scheinbare Harmlosigkeit des Ornaments können als Camouflage für völlig anderslautende Botschaften dienen – gestern wie heute. Die in der Ausstellung vertretenen KünstlerInnen setzen daher ornamentale Strukturen gezielt als Ausdrucksmittel ein. „ornamental structures“ stellt mit 12 internationalen Positionen aus den Bereichen Skulptur, Zeichnung, Scherenschnitt, Installation, Computeranimation und Video eine Auswahl aktueller Ornament-Konzepte vor:
Margret Eicher/D – Parastou Forouhar /D/IR – Gabriele Basch /D – Sakir Gökcebag /TR – Alke Reeh /D – Karsten Trappe /D – Mary Bauermeister /D – Stoll&Wachall /D/FR – Dieter Balzer /D – Diet Sayler /D/RO – Marten Georg Schmid/D) – Casey Reas /USA.
Die Ausstellung wurde bereits in der Stadtgalerie Saarbrücken (2011), dem Kunstverein Pforzheim (2012), der Stadtgalerie und den Flottmannhallen Herne/Bochum (2013) gezeigt und für den Kunstverein Worms neu arrangiert.
Hauptförderer: Kultursommer Rheinland-Pfalz 2014 „Mit allen Sinnen“
Sponsoren: Ritter Sport – Kobil Systems – Sparkasse Worms-Alzey-Ried – EWR